Terra Preta
Cool the planet – feed the world – save biodiversity

Terra Preta – Was ist das?
Terra Preta (portugiesisch für „schwarze Erde“) ist die Bezeichnung für einen fruchtbaren Humusboden, bestehend aus einer Mischung von Pflanzenkohle (mind. 10%), tierischen Ausscheidungen und fermentierten oder kompostierten Pflanzenrückständen. Die Pflanzenkohle ist chemisch und physikalisch neutral und verbleibt mehrere hundert Jahre im Substrat. Die älteste am Amazonas gefundene Terra Preta ist über 7.000 Jahre alt. Die hohe Porosität der Kohle bietet Mikroorganismen und Kleinstlebewesen einen idealen Lebensraum und sorgt so für ein aktives Bodenleben. Darüber hinaus hat die Kohle die Eigenschaften, Stickstoff, andere Nährstoffe und Wasser zu speichern und diese über einen längeren Zeitraum pflanzenverfügbar zu halten. So entsteht nach einer Fermentationszeit von ca. 3 Monaten unter anaeroben Bedingungen bei nur milder Hitzeentwicklung (anders bei der Kompostierung) ein Substrat mit vielen lebenden Organismen, das einem lockeren, bröseligen Waldboden gleicht und pilzig, nussig riecht. Der Masseverlust beträgt nur ca. 2% gegenüber ca. 50% beim traditionellen Kompost.
Bodenfruchtbarkeit ohne Chemie
Während des Fermentationsprozesses sinkt der PH-Wert vorübergehend stark ab, was zu einer Hygienisierung des Pflanzenkohlesubstrates führt. Das auf den Acker aufgetragene Substrat belebt auch den Boden und trägt dazu bei, ihn zu einem sehr fruchtbaren Humusboden umzuwandeln. Der Einsatz anorganischer, chemischer Mittel ist dann nicht mehr notwendig und wird ersetzt durch die Arbeit von Mikroorganismen, die nun durch Mulch oder Grünmulch gefüttert werden. Ab einem Humusanteil von ca. 5,5 % beginnt die Selbstorganisation der Bodenlebewesen, so dass der Humusanteil unter Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre weiter wächst. Auf dem Feld, nach der Ernte, verbleibende Pflanzenrückstände werden dann von den Organismen des Humusbodens komplett verstoffwechselt (mulchen) und erhöhen so weiterhin den Humusanteil im Ackerboden.


Nachhaltiger Bodenaufbau mit zertifizierter Qualität
In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen und auch in der praktischen Anwendung auf dem Feld wurden z.T. erhebliche Ertragssteigerungen der Ernte festgestellt. Diese Ertragssteigerungen fallen prozentual umso höher aus, je schlechter der Ausgangsboden vor dem Terra Preta Einsatz war.
Ein entsprechendes Zertifikat garantiert die einwandfreie Qualität des Substrats Terra Preta.
Neben der Landwirtschaft ist Terra Preta auch sehr gut für den Einsatz in privaten Gärten und in Garten- und Landschaftsbaubetrieben geeignet und wird dort seit vielen Jahren bereits erfolgreich eingesetzt.
Experten der Initiative „Regeneration International“ und der französischen Initiative „4 per 1000“ gehen davon aus, dass nur durch die breite Anwendung der Humusbildung als Ersatz der chemischen Bodendüngung (die die Felder selbst zu CO2 Emittenten macht) die in Paris vereinbarten Klimaziele noch zu halten sind.
Dieser am Bildungszentrum Holzen/Ith mit Workshop-Teilnehmern angelegte prächtige Garten (siehe Bild rechts außen) wächst auf ca. 10 bis 15 cm Terra Preta, erzeugt aus Rasenschnitt, Pferdedung, Holzkohle und effektiven Mikroorganismen. Da Saaten und manche Jungpflanzen einen leicht sauren PH-Wert benötigen, kann man, wie hier geschehen, Pflanznester und Saatbetten mit einer dünnen Schicht aus normalem Kompost herstellen.
Rainer Sagawe & Dr. Stephan Martini, Hameln, Germany, Feb. 2021
Terra Preta –
Selbst herstellen
Humusaufbau nach Art der Terra Preta
Seit der Entdeckung der Terra-Preta in Amazonien haben weltweit Wissenschaftler und Praktiker in vielen Versuchen und Projekten diese „menschengemachte“ Schwarzerde produziert. Es gibt daher je nach verfügbaren Ressourcen an Materialien und mitarbeitenden Menschen, Infrastruktur und Klimabedingungen unterschiedliche Methoden: in kleinen Behältern auf dem Balkon, in Kompostern mit „schwimmendem“ Deckel im Garten, in Mieten auf dem Acker … u.v.m.
Entscheidend ist das Einhalten des Terra-Preta-Prinzips.
Regel zur Mischung der Materialien: Grünes wird vorzugsweise mit Strohigem gemischt, Nasses mit Trockenem, Frisches mit Altem, Faseriges mit Matschigem.
10 – max. 20 (Volumen)% Pflanzenkohle als Speicher für Nährstoffe und Wasser und als Habitat für die Humifizierung fördernde Mikroorganismen hinzufügen.
Andrea Preißler-Abou El Fadil, Autorin von „Gärtnern nach dem Terra-Preta-Prinzip. Praxiswissen für dauerhaft fruchtbare Gartenerde, pala Verlag, 2. Auflage 2021“